Mehrheizfähig

Meine Geschichte heute handelt von Michelangelos Marmordavid: DEM DAVID aus dem Museum – viel zu gross geraten, zu männlich (und erst noch viel zu weiss) – Clässig, also ein klassischer Klassiker. Eben: es geht um Grössenververgrösserungskunst, gell Goethe, gell Penisverlängerung, gell Boris, gell Putin.

Kant hat das schon Vergrösserungssucht genannt. Das ist dann, wenn sie einfach noch nicht genug haben (ja, es sind meist Herren).

Wie die Postfinanz, die ständig noch nach Grösserem schielt, halt mal im Ausland noch eine Bude kauft, dem eigenen Ego etwas die Grenzen erweitert…kennen wir auch von der früheren Swissair. Oder der GKB, die unbedingt (mit Volksvermögen) eine Ebner-Bude kaufen muss.

Wenn du mal begriffen hast, das keiner mehr nach dir sucht, dass dein langweiliges Leben halt so war, dann sprichst du von Zukunft gestalten, Neues erobern…und so. Markt-Extension und so. Angst-Extension einiger Unternehmensführer.

Grösser werden um zu überleben. Guat, man kann das betriebswirtschaftlich auch als notwendigen Skalen-Effekt bezeichnen. Das ist meist aber zu Beginn vage, sie nennen’s dann „Vision“ oder „Innovation“, siehe Bergbahnen in Andermatt oder anderswo.

EX….PAN..SION geht ja oft peinlich bis an die Schmerzgrenze.Auch im Persönlichen.

Guat eine Rolex zu kaufen, macht grundsätzlich mal grösser…mindestens das Handgelenk-Ego.

In unserer Tiefgarage hat ein honorabler Mitbewohner bereits den dritten Porsche. – Ist ja auch harmlos, diese Luxus-Schönbrummer tun sicher niemandem etwas an. Ausser der Umwelt. – Die wollen einfach in der Stadt mit ihrem Maschienchen gesehen werden.

Auch unsere Smartphones helfen unsere Hirne zu erweitern. In einer Zeit wie heute, wo wir alle Geräte in der Hosentasche haben, die früher nur ein riesiges Rechenzentrum zustande brachte…kann mann nicht mehr mit der Hosenausbuchtung bluffen… da brauchts dann schon
mindestens eine Testosteron Kutsche mit getönten Scheiben um sich in der Kohorte richtig einsortieren zu können. (Guat, vielleicht wollen alle diese Car-Poser auch nur demonstrieren, dass ihr Aufstieg womöglich nicht ihrer Begabung zu verdanken war…)

 

Auf Gross macht auch der Churer Stapi. Er und sein Gemeinderat

…holen ein in Zürich bisher unrentables Event– Big Air – mit viel Steuergeld nach Chur.

 

Politik als tolle Zuckerbrot-Spiele oder Pseudo-Wertschöpfung.

Das wird dann untermauert mit bezahltem, gestricktem Gefälligkeits-Gutachten über Wertschöpfung (und das mit dem Strom und den Schneekanonen ist ja wohl zu vernachlässigen)…„Superdupergrösse gibt keine Blösse“. – Alles ist möglich, mit dieser provinzpositiven Alles-ist-möglich-Haltung.

Das kann dann so eine gegenseitige Selbstbesteuerung sein,

Wie sie oft aus einer Kindergehirn-Empfindung entsteht: ich will den grösseren Sändeli-Kessel.

Oder später das das grössere Skigebiet. Passt zu so einer wohltemperierten Fortschritts-Harmonie von Wachstum…dieses All-u-can-eat Gefühl, dieses Grosskotz-a-discretion.

Im Kosmos der Bündner Kultur gibts auch Kultstätten, bei dem sich alle Elitewilligen versammeln können um einander diese Hegemonie zu versichern. Beim Nachbeten ihrer Kultur-Hausgötter. Aber da mag ich jetzt nicht wieder mit Namedropping punkten. u name it. Sie stürmen nach neuen Türmen, eh und immer wieder.

Dieses Pimp-Gepose gibts auch bei Frauen. Schmuckbeladen sein, ist ja beim Luxus der Langeweile nur eine leichte Form der Vergrösserungssucht. So eine Zweihundertcarätige zu sein, ist ja auch besser als eine Nichtzweihundertcarätige.

Auch bei der persönlichen Vergrösserung (also ich meine jetzt nicht die Penisgeschichte) gibts heute subtilere Wege als einfach kiloweise Drauflossfressen. Diese unangenehmen antropologischen Wölbung, das spezielle Stück Bauchhaut, das sich über der Gürtelschnalle wölbt, verbunden mit der Enlargement-Sehnsucht sind halt dann doch wieder nicht unbedingt angenehm.

Ein Ranzen ist ja nicht unbedingt mehr ein Statussymbol, ausser bei Schwingfesten.

Und der Exit aus dem Speck (nennt man Speckzit) kann man durch Dr. Meier-Kuren auch demonstrieren. Semmeli-Kuren machen dich und das Portemonnaie schlank, sind aber kein Demonstrationskonsum. Der Besuch dieser Hotels will vielleicht einen Klassenaufstieg signalisieren. Kann man aber nicht so gut zeigen wie die goldene Rolex.

Darum heute auch diese Entwicklung vom Nakensteak zum Pastinakensteak. Mindestens eine modernere individuelle Sichtbarkeit der Gehirn-Vergrösserung braucht’s schon. – Nachhaltig essen. Momoll, schlanker sein, ist mehrheitsfähig.

Guat, die Angst vor dem Umfallen lässt uns Biker ja auch oft schneller trampeln. Sobald wir uns so auf  Trails treffen, kommt ja das Gefühl der Erleichterung unter Verhaltensauffälligen aufgenommen zu sein. Guat dass wir mehr werden.

Auch wenn ich glaube zu vermerken, dass man immer mehr Vollschlanke auf diesen Vehikeln sieht,

…und die E-Biker neuerdings eher zur Renngruppe der Fat-Biker gehören.

Das waren früher, die mit den fetten Schläuchen, heute sind sie eher fette Schläuche.

(Das ist jetzt meine persönliche gewichtsbezogene Entsetzenskundgebung.)

Aber vielleicht ändert das ja bald diesen Winter.

Wenn dann nur noch mehrheitsfähig ist , was MEHRHEIZFÄHIG ist.

Dann zählt dann nur noch was einfach schlicht heizfähig (oder heissts dann schlichtheizfähig?) ist.

In der Seinsdichte unserer Gehirnvergrösserungen, den Smartphones mit den digitalen Kulissen aus Bits und Byts ist ja vieles einfach Heizmaterial. Da wird mir wieder warm ums Herz.

Wer auf Insta, FB oder Twitter ein Looser ist, weil er sich nicht per Optimierungsschnickschnack herausputzen will, kann im richtigen Leben also immer noch richtig liegen… oder mindestens angemessen warm haben.

Vielleicht wollen die Menschen betrogen werden, sicher nicht gelangweilt, meinte ja schon Ernst Bloch.

 

 

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