GR ossartig

Vielleicht hab’ ich einfach so einen Schutzzynismus, schreibend gegen die Zeiterscheinungen…gegen die White Supremaci-Form der Impfgegner oder der Prättigauer Landsünneli-Fraktion, wohl unterstützt von den Fake-Voten der Milliardärin aus Ems. (Eine Frau für den Ernst des Lebens. Hohepriesterin der femininen Macho-Kultur, gehörte eigentlich ins Bundesamt für Stammtischtik, weil sie ja so genau weiss, was Diktatur ist. Sie diktiert ja auch das kognitive Analphabetentum der SVP an die Macht – die Birchers und Imarks.)

Das wollte ich schon lange mal sagen: ich bin nicht der arrogante, kritische, schöngeistige, zynische und schreibend manchmal unverständliche Blogger und Kolumnist mit Alt-68er-Attitüde vom Land…ich bin der arrogante, kritische, schöngeistige, zynische und schreibend manchmal unverständliche Blogger und Kolumnist mit Alt-68er-Attitüde aus der Stadt.

Gut, ich schreib einfach gegen dieses Unbehagen an diesem Basso continuo, den zwar nicht so viele Bündner wahrnehmen, da das seelische Geflecht des Kantons selten bis in die Extremitäten freigelegt wird. Wir sind nicht Stadt oder Land; aber einfach ab und zu mal beides.
Zurückgeblieben.

… und räumen das Geschehen geräuschlos auf wie Marie Kondo den Schrank.

Schreiben kann man auch gegen den Midcult im Bereich Bündner Kultur. Meist Unterhaltung für Menschen, die das Erhabene suchen, ohne es mit künstlerischem Anspruch gleich übertreiben zu wollen. So Origen-Theater (nicht der Tanz), oder Weit-Weg-Theater aus Südamerika, das niemand so richtig versteht. Oder wie meinte Handke irgendwie: „ Der Nachteil bei grosser Kultur ist, dass jedes Arschloch sich damit identifizieren kann.“

Und wie mein Kollege Hardy im Juli bemerkte: „ Diese Kultur…ist fast ausnahmslos zwei, drei Nummern kleiner, nicht selten zehn Jahre zu spät und oft schon hundertmal gesehen. Das macht aber nichts.“

Hier gibts auch Standing Ovations für Restposten, meint er. So tun als ob, gehörte in den Randregionen schon immer zum unverzichtbaren Grundwortschatz. Und um hier elitär zu wirken, muss man nicht mal schwarze Klamotten und einen grauen Nichtbart tragen, voilà! Unsere Mitkultis sehen dann oft aus als ob sie vier verschiedene Outfits anprobiert hätten und sich dann dann einfach für alle entschieden hätten. Auch wieder sympathisch. Passt.

Das geh’ ich dann mit mit der Würde eines Stadttiers an, dass den Landpomeranzen mal die Meinung sagt. Meist so im Marketing-Ton, den ich ja so gut kenne. Oh, wie ich auch die Bündner kenne…Sie ordnen sich meist baukartellisch oder landwirtschaftssubventionistisch dem Gemeinwohl unter und räumen das Geschehen geräuschlos auf wie Marie Kondo den Schrank. Die Wohlfühlzone der Gemeinsamkeit.

Aber was soll’s, Muschg schreibt in seinem neuen Roman Aberleben. „Wer keine Bahn hat, kann auch aus keiner geworfen werden.“ Gut, wir haben wenigstens die Rhätische Bahn. Seit über Hundert Jahren Symbol für Innovation. Symbol des Weiter-So. Symbol für Grenzüberschreitungen. Jetzt wo wir die CO2-Werte als Grenzwerte nicht anerkannt haben, brauchen wir Ersatzsymbole.

Der dabei zwangsläufig entstehenden kognitiven Dissonanz versucht man zu entkommen, indem man die eigene Mehrheitsmeinung in eine Aussenseiterposition umdeutet. („Das Benzin ist auf dem Land viel teurer.“) Wir sind eben Steinböcke. So lustige, die sich nicht immer an Konsens halten müssen, auch beim CO2-Gesetz. OK– niemandem kann es gleichgültiger sein als einem Steinbock, ob die Menschheit zugrunde geht.

Das nennt man Dissonanzreduktion. Der eigene Opportunismus wird zum heroischen Widerstand. Das machen wir dann sogar in der Tourismus-Werbung und mit teuren TV-Spots mit auch so pseuodlustigen Böcken. – Und am Schluss hat der Steinbock immer nur gefurzt. Eben ein Städter, der Ländler spielt…harmlos.

Jetzt könnte man da noch Gelächter einspielen.

Das ist wieder mal typisch für den Schiesser. Ich weiss gar nicht, ob ich weiterlesen soll. Dieser elende Snob mit seiner Sich-nicht-Verbiegen-Wollen-Attitüde. Wo ist der Zusammenhang? Wieder so eine echt abgelutschte Tirade dieses Nein-Sagers, dieses Insubordinanten?

Und da wir schon lange vom Moralismus in Rente gegangen sind, können sie jetzt innerlich mit den Augen rollen. Wenn wir jetzt den rhätischen Luftraum überblicken, ersehen wir schnell die feiste Realität: Den Stadt-Land-Graben gibts bei uns nicht. Stimmt. Die Pandemie haben wir doch grossartig gemeistert. Stimmt. Und die SVP ist bei uns ja fast harmlos.

Wir sind doch echte Nettigkeitsprofis, professionelle Gastgeber. Wenn wir aufwachen nach der Krise, können wir wieder die Subventionen auf Null stellen, neu beginnen.…und das Kleingeld zählen. Also weit und breit Nichts wovon man sich fürchten müsste. Das Gefühl existenzieller Chancenlosigkeit erzeugt ja höchstens noch die Mär von der Abwanderung der potenzialarmen, also finanzausgleichsberechtigten Landregionen, ein politischer Waschzwang seit den sechziger Jahren.

 

Manchmal kommt es mir vor, als wäre ich die einzige Person, die nichts schafft, nichts produktives, während alle anderen mit geschäftigem Durchdrehen über die Grabenideologie beschäftigt sind.

Jetzt könnte man da noch Gelächter einspielen.

 

 

 

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