Buab odar Maitli?

Ich muss ja jetzt nicht unbedingt dreissig sein, oder Städter, oder queer…ich bin alt, nicht so ländlich und ein Macho. Binäres Denken wurde mir beigebracht; zuerst in der Nicolai-Schule in Chur, wo der Herr Lehrer Fontana in den 50er Jahren manchmal mit lockerer Hand uns die Herrschaftsverhältnisse reinohrfeigte. Poppa hatte ich keine zum spielen. OK. Und im Sekschulhaus Quader waren die Mädchen schliesslich auch im anderen Block versorgt.

Will sagen mit so eine verzerrten Wahrnehmung haben wir gelernt umzugehen. – Mein etwas einfältiger Gebirgsinfanterie-Mayor Palmy, im Engadin, der mein Assessment in den 70er Jahren vornehmlich nach meinem inkorrekten Bergschuh-Bändel  vornahm, hat mir im 2022 (zufällig an einem Energievortrag hinter mir sitzend) ziemlich wüascht eingeflüstertgetrichtert, dass es ja eigentlich nur die Atomkraft gäbe zu unserer Rettung. Also dann nach der Wasserkraft, der kann eben binär denken.

 

Inzwischen haben wir gelernt, wie vieles sich doch vielschichtig erklären lässt. Techno verkam von der soundtechnischen sperrig-widerständigen Subkultur zum global vermarktbaren Ufftata. Und vieles mehr…

Und viele ideologischen Ideale haben sich vermixt. Auch Trump spekulierte auf „Moskau einfach“.

 

Auch wenn ich in diesen Tagen in der NZZ lese, dass die bisherige Intendanz des Schauspielhauses…“ die dem Schauspielhaus eine strikte Woke-Kur verschrieb…am breiten Publikum vorbei intendierte..“ Der hat sein Wissen wahrscheinlich von den SVP-FDP-Stadtparlamentariern. Jo, heutzutage muss man auch nicht unbedingt mal als Journalist im Pfauen gewesen sein. – das darf man natürlich schon schreiben in der NZZ, die vor allem den monokapitalistischen Reibach als Einzigphilosophie breitschlägt.

 

Wer schreibt den sowas? Jemand der Welt in Gegensätze einteilt, Rechts und Links, Frau und Mann, Fossil und Erneuerbar, Mensch und Natur – und vor allem Geld und Keingeld. Von einem Journalisten erwarte ich eigentlich das er einen grösseren Background hat. Guat, das Unterkomplexe liegt nahe und verschafft Übersicht. Vor allem für diese Klientel.

Arme Denke, wenn Du soviel Ordnung brauchst, wie sie mein Herr Major so dringend brauchte, um seine Herrschaftsverhältnisse klarzustellen: Gegensatzpaare festschreiben, Rot und Blau, Männli und Frauali. Ordnig begründet und trägt das Patriarchat, gell ihr Sünnali.

Daher die wütende Angst vor dem Nonbinären.

Es sind nicht nur die, auch das, was sich dem Entweder-oder entzieht oder einen Raum zwischen entweder und oder in Anspruch nimmt. Das Konzept des Nonbinären ließe sich aber auch für andere Bereiche der gesellschaftlichen Debatte und der politischen Praxis nutzbar machen. Es kann Auswege eröffnen aus der Sackgasse des Boss-Denkens. Zum Beispiel im Klimaschutz. Ja, das wechselt, wir sind leider nicht die Scheffes unserer Natur.

Nicht nur in den Geschlechterverhältnissen also gibts da ein emanzipatorisches Potenzial: „Stünde, im Umgang mit der Erderhitzung der Erhalt der (Bio-)Diversität im Fokus, statt dass ‚unsere Lebensweise‘ in einem zerstörerischen Gegensatz zur Bewahrung unserer Lebensgrundlagen verharrt, wäre die Klimakatastrophe noch gut abzuwenden.“ (Ebmeyer)

 

Die Angst der grillenden Männer, dass sie gegrillt werden ist eben hoch.

 

Jetzt projiziert man diese Angst auf diese Zeichelchen…Gendersternli undso (die zwar von feministischer Seite völlig überkandidelt gefordert werden). Damit da Ordnung in der Sprache ist. So neue Pünktchen…so –Innen. Und dann dieser Wirrwarr ob Er-Sie-Es.

Guat, ich kann mich und Ueli Maurer mit Oscar Wilde trösten. Die einfachen Dinge sind der letzte Trost komplizierter Menschen. Ueli Maurer will kein „ES“.

Und ihr solltet wissen, dass das Normale nur ein klitzekleines Loch in der Realität ist, in der nur wenige von uns überstehen.

Das Normale ist nämlich nie so konzipiert, dass es einfach oder einladend ist wie eine Coop-Grillade.

 

Darum fürchten die sich auch, wenn 10 Schweizer Soldaten gen Mekka beten. Habt Acht, ich bete für eure Verwirrung, dass ihr nicht auf den Boden liegen müsst, wenn Euer Herrschafts-Prinzip mit der Geschlechter-Binarität am Boden liegen müsste.

Dabei könntet ihr doch die Helden einer Netflix-Serie sein, die friedlich ein neutrales Pot-au-feu in der Gamelle kochen, während eure ausgedienten Panzer im Rest des Films mit ukrainischen Freiheitskämpfern Europa rettet.

Da die Russkis aber noch nicht über den Burggraben und auch noch nicht im äussersten Verteidigungsring von Bern sind (dafür haben wir ja Köppel), solltet ihr euer fettes Siedfleisch weiter köcheln lassen. Das hält den filmischen Spannungsbogen aufrecht. – Auch die Sowjetunion ging an zu viel Ordnung unter…

Dazu müssten wir aber die Beklemmung in euren Angstgesichtern mit einer Gesichtsbehandlung wegretouchieren, gell Herr Cassis. Männer wie er, sind zu bestaunende Unglücksfälle. Manche Menschen machen keinen Slapstick. Sie sind Slapstick.

 

Angstmissbrauch wurde doch ein akzeptables Politikerhobby seit Trump. Solltet ihr doch beherrschen. – Guat, ihr müsst ja nicht Wolf sein. Die Entschlossenheitssignale könntet ihr eher dem Rotkäppchen abgucken.

Diesen Drangsalierunterton den wir noch in den 70er Jahren im Schweizer Militärdienst geniessen konnten, diese heute zackige SVP- Intonation…genügt ja immer noch (ja, ihr seid zu viele, und die falschen).

Die Schweiz braucht halt einen Twist wie man heute sagt.

(also ähm, jetzt nicht der Twist, der Tanz aus den 60ern, ihr Oldies). Oder vielleicht braucht euer Hirn einfach mal einen Entrümpelungsplan.

 

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